
Vitamin D – das Sonnenvitamin
Vitamin D steht stellvertretend für eine Gruppe fettlöslicher Vitamine. Am bekanntesten und wichtigsten ist Vitamin D3, das auch Cholecalciferol genannt wird. Im Gegensatz zu allen anderen Vitaminarten wird Vitamin D vorrangig vom Körper selbst produziert. Es kann aber auch über die Nahrung aufgenommen werden. Darüber hinaus bevorratet der menschliche Organismus Vitamin D in der Leber. Nur Vitamin D3 wird im menschlichen Körper produziert, während es sich bei den anderen D-Vitaminen D1, D2, D4 und D5 um rein künstlich hergestellte Vitamine handelt. Daher werden im Alltag die Begriffe Vitamin D und Vitamin D3 häufig synonym verwendet. In den USA wird auch gerne Vitamin D2 als Nahrungsergänzung angeboten. Forschungen zeigen aber, dass Vitamin D3 wirksamer ist als Vitamin D2.[1]
Bis vor einigen Jahren wurde Vitamin D hauptsächlich mit Krankheiten wie Rachitis oder Osteomalazie assoziiert. Doch die Bedeutung des Nährstoffs ist wesentlich weitreichender. Dank intensiver Forschung konnte der Zusammenhang von körperlicher, geistiger und seelischer Gesundheit und dem Vitamin-D-Status nachgewiesen werden.
Welche Funktionen hat Vitamin D im menschlichen Körper?
Zunächst muss der menschliche Körper in der Leber aus Cholesterin eine Vitamin-D-Vorstufe herstellen und in die oberen Hautschichten schleusen. Durch den Einfluss von UV-Strahlen aus dem Sonnenlicht stellt der Organismus so das Prävitamin Cholecalciferol her. Nach abgeschlossener Synthese wird das Prävitamin wieder zurück zur Leber transportiert. Dort kann es wiederum als Calcidiol gespeichert werden. Bei Bedarf fordern die Körperzellen Calcidiol an und wandeln es in die aktive Form um.[2]
Die aktive Form von Vitamin D ist sehr facettenreich. Sie ist für eine Vielzahl von Körperfunktionen, aber auch für die geistige Gesundheit und das seelische Gleichgewicht unerlässlich.

Am bekanntesten ist die Wirkung auf den Calciumhaushalt. Ohne das Sonnenvitamin ist das Zusammenspiel von Einbau und Abbau der Calcium-Ionen in Knochen und Zähne gestört. Des Weiteren hängt die Bildung des Parathormons in der Nebenschilddrüse vom Calciumspiegel und dadurch indirekt von der Vitamin-D-Konzentration ab. Nicht zuletzt kann auch die körpereigene Homöostase (Blutdruck, Herzrhythmus, pH-Wert des Bluts) nicht aufrechterhalten werden, wenn die Niere durch Vitamin D bedingten Calciumschwankungen unterliegt.
Darüber hinaus gibt es aber auch in vielen anderen Gewebeformen vom menschlichen Organismus sogenannte Vitamin-D-Rezeptoren. Sie wandeln die inaktive Form direkt um und machen sie bioverfügbar.
Forscher konnten zum Beispiel nachweisen, dass Vitamin D in der Bauchspeicheldrüse die Insulinausschüttung erhöht und damit den Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen kann.[3] In der Haut hemmt Vitamin D die Verhornung der Zellen, indem es die Ausbildung von Keratozyten verlangsamt.[4]
Vitamin D fördert auch die Bildung roter Blutkörperchen und unterstützt so den Sauerstofftransport. Ferner beschleunigt Vitamin D die Bildung weißer Blutkörperchen und unterstützt so die Abwehr gegen exogene Erreger. Gleichzeitig bremst es aber die Aktivität der T-Lymphozyten und damit die Kaskade bei Autoimmunerkrankungen.
Wie hoch ist der Vitamin D-Tagesbedarf?
Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt bei Säuglingen der tägliche Vitamin-D-Bedarf bei zehn Mikrogramm, bei Kindern und Erwachsenen bei 20 Mikrogramm, das entspricht 800 IE.[5] Internationale Einheit (IE) ist eine Maßeinheit für Stoffe, die nicht anhand ihrer Masse, sondern aufgrund ihrer Wirkung gemessen werden. Das Verhältnis zwischen Masse und IE wird für jeden Stoff einzeln von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegt.
Es gibt übrigens keine Überdosierung mit Vitamin D – selbst wenn wir einen hohen Cholesterinwert haben und uns über viele Stunden der Sonne aussetzen. Der Grund dafür ist Melanin. Bei längerem Aufenthalt in der Sonne, wenn bereits ausreichend Cholecalciferol gebildet wurde, lagern sich die Pigmente als Schutz vor ultravioletter Strahlenschädigung in der oberen Hautschicht ein. Dadurch kann kein Sonnenlicht mehr in tiefere Schichten dringen. Infolgedessen ist auch die Synthese des Cholesterins blockiert. Und das ist auch gut, denn andernfalls müssten alle Menschen südlich des 42. Breitengrads immer in Angst vor einer Vitamin-D-Intoxikation leben.[6]
Wie wird der Vitamin D Spiegel gemessen?
Im Blut wird die Menge an 25-Hydroxyvitamin-D, abgekürzt „25(OH)D“ gemessen. Der Messwert kann in den Einheiten nmol/l (Nanomol pro Liter) oder ng/ml (Nanogramm pro Milliliter) angegeben werden:[7]
• Bis 29 nmol/l oder bis 11 ng/ml: Mangelhafte Versorgung mit einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Rachitis, Osteomalazie und Osteoporose
• 30-49 nmol/l oder 12-19 ng/ml: Suboptimale Versorgung mit möglichen Folgen für die Knochengesundheit
• 50-74 nmol/l oder 20-29 ng/ml: Ausreichende Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit
• 75-124 nmol/l oder 30-49 ng/ml: Ausreichende Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit ohne weiteren Zusatznutzen für die Gesundheit.
• Ab 125 nmol/l oder ab 50 ng/ml: Mögliche Überversorgung, die für den Körper negative gesundheitliche Folgen haben kann, zum Beispiel Hyperkalzämien, die zu Herzrhythmusstörungen oder Nierensteinen führen können.
Wie macht sich Vitamin D Mangel bemerkbar, und was sind die Folgen?
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind fast 60% der Bundesbürger unterversorgt mit Vitamin D.[8] Die Situation ist besonders in den Wintermonaten als prekär zu bezeichnen.
Allen voran sind Menschen über 65 Jahre von der Unterversorgung betroffen. 52% der Probanden in der KORA Age Studie mit Probanden über 65 Jahre wiesen einen zu niedrigen Spiegel an 25-Hydroxyvitamin D auf, einem Vorläufer des im Körper aktiven Vitamin D.[9]
Zwei weitere Studien zeigen, dass Vitamin D Mangel bei deutschen Erwachsenen ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem darstellt.[10][11]
Der Bedarf an Vitamin D ist auch im Alter gleichbleibend, allerdings verändert sich der Körper im Alter. Einige Funktionen werden vulnerabler, andere Biosynthesen verlangsamen. Im Alter nimmt die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, deutlich ab und kann im Vergleich zum jüngeren Lebensalter auf weniger als die Hälfte reduziert sein.
Dazu kommt das veränderte Freizeitverhalten im Alter. Viele Menschen gehen nicht mehr so oft nach draußen und sind daher weniger UV-Strahlung ausgesetzt. Generell sind die Wintermonate hier noch kritischer. Das alles wirkt sich auf die Bildung und Umwandlung von Vitamin D aus.

Dabei ist Vitamin D im Alter zusammen mit Calcium wichtig zur Vorbeugung von Osteoporose. Vitamin D ist wichtig für die Knochenstabilität, da es die Aufnahme von Calcium aus dem Magen-Darm-Trakt ins Blut und den Einbau von Calcium in die Knochen unterstützt.
Die derzeitige Datenlage bestätigt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung auch, dass eine gute Vitamin-D-Versorgung bei älteren Menschen das Risiko für Stürze und Knochenbrüche senken kann.[12]
Eine amerikanische Studie hat herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit an Demenz oder Alzheimer zu erkranken mit sinkendem Vitamin D Spiegel ansteigt – bei einem starken Mangel ist das Risiko mehr als doppelt so hoch![13]
Aus diesem Grund empfehlen Experten des Robert Koch-Institutes sowie der DGE eine Substitution mit Cholecalciferol (Vitamin D3), um einerseits den täglichen Bedarf zu decken und andererseits die körpereigenen Speicher aufzufüllen. Wissenschaftler sind sich einig, dass mit einer bedarfsgerechten Supplementierung von Vitamin D Körper, Geist und Seele profitieren.
In welchen Lebensmitteln ist Vitamin D vorhanden?
In fast allen tierischen und einigen pflanzlichen Lebensmitteln steckt ein bisschen Vitamin D, aber in nur wenigen Lebensmitteln stecken wirklich nennenswerte Menge, z.B. in bestimmten Innereien oder fettem Seefisch). Diese Lebensmittel zählen nicht gerade zu den Top-Favoriten der Deutschen, was die Mangelsituation an Vitamin D hierzulande noch verstärkt. Nur über die Ernährung lassen sich ca. 10-20 Prozent des täglichen Bedarfs decken. Den Großteil muss der Körper durch die körpereigene Synthese von Cholesterin in der Haut selbst herstellen.[14]
So kamen Wissenschaftler aus mehreren Ländern zu dem Schluss, dass es keinen signifikanten Unterschied des Vitamin-D-Status zwischen Vegetariern und Fleischessern gibt, wohl aber zwischen den Menschen mit häufiger und seltener Sonnenexposition.[15]
Quellen:
[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22552031/
[2] https://flexikon.doccheck.com/de/Calciferol
[3] https://www.apotheken.de/gesundheit/gesund-leben/ernaehrungsmedizin/11978-vitamin-d-versorgung-bei-diabetes#:~:text=Vitamin%20D%20wirkt%20Knochenabbau%20bei%20Diabetikern%20entgegen&text=%E2%80%9C%20Ein%20ausreichender%20Vitamin%2DD%2D,Wirkung%20an%20den%20Muskeln%20erh%C3%B6hen
[4] https://www.vitamindmangel.net/die-haut-bei-vitamin-d-mangel.html
[5] https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d
[6] https://academic.oup.com/jn/article/135/2/317/4663651
[7] https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/Vitamin_D_FAQ-Liste.html
[8] https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/vitamin-d/
[9] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29168737/
[10] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17538533/
[11] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26162848/
[12] https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/vitamin-d/
[13] https://n.neurology.org/content/83/10/920
[14] https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/Vitamin_D_FAQ-Liste.html
[15] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25098082/
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