
Vitamin K – wichtig für Blutgerinnung und Knochenaufbau
Vitamin K ist ein fettlösliches Vitamin, das sich in die zwei großen Gruppen K1 und K2 unterteilt. Vitamin K1 (Phyllochinon) kommt in grünen Algen und Pflanzen vor. Dort befindet es sich in den sogenannten Chloroplasten – dies sind die Zellteile, die für die Fotosynthese zuständig sind. Vitamin K2 (Menachinon) wird durch Bakterien gebildet und findet sich in tierischen und fermentierten Lebensmitteln. In kleineren Mengen kommt Vitamin K zudem im menschlichen Darm vor.
Aufgenommen wird der Vitalstoff über Bauchspeicheldrüsenenzyme und Gallensäure. So gelangt es über die Schleimhaut des Dünndarms in die Lymphgefäße. Hier wird das Vitamin K zur Leber transportiert, wo es verstoffwechselt und an den Blutkreislauf abgegeben wird. Dort angekommen, wirkt es auf zahlreiche körpereigene Prozesse ein.
Welche Funktionen hat Vitamin K im menschlichen Körper?
Vitamin K und die Blutgerinnung: Die Schlüsselfunktion von Vitamin K für die normale Blutgerinnung im menschlichen Körper wies der dänische Biochemiker Carl Peter Henrik Dam erstmals im Jahr 1929 nach. Er fand heraus, dass der Körper die K1-Variante des Vitamins für die Bildung von Gerinnungsfaktoren benötigt. Sie können zum Teil nur synthetisiert werden, wenn eine ausreichende Menge des Vitalstoffs im Organismus vorhanden ist.
In Anlehnung an diesen Zusammenhang taufte Dam den Stoff Vitamin K – nach dem Wort „Koagulation“, das den biochemischen Prozess der Gerinnung beschreibt. Für seine Forschung erhielten er und der US-Amerikaner Edward Adelbert Doisy im Jahr 1943 den Nobelpreis für Medizin.
Vitamin K und Knochen und Zähne: Während die K1-Variante des Vitamins für seine Funktion bei der Blutgerinnung bekannt ist, gilt Vitamin K2 als wesentlicher Einflussfaktor für die Knochengesundheit.[1]
Für den Erhalt der Knochenmasse benötigt der Körper den Eiweißstoff Osteocalcin, der in den Knochen und den Zähnen gebildet wird. Vitamin K2 trägt zu seiner Produktion bei. Darüber hinaus sind der Mineralstoff Calcium und Vitamin D für eine gesunde Knochenmatrix nötig. Letzteres bildet Proteine, die erst durch Vitamin K2 aktiviert werden.
Mithilfe von Vitamin K2 können die von Vitamin D produzierten Proteine das Calcium im Körper besser transportieren und in Verbindung mit Osteocalcin erfolgreich in die Knochenstruktur einlagern. Vitamin K2, Calcium und Vitamin D – genauer gesagt dessen D3-Variante – gelten folglich als wirkungsvolles Trio für den Erhalt der Knochen. In Nahrungsergänzungsmitteln werden die zwei Vitamine daher häufig kombiniert. Das Resultat dieses Zusammenspiels ist eine gesündere Knochenstruktur, wie die aktuelle Studienlage andeutet.[2]
Der positive Effekt von Vitamin K auf die Knochengesundheit wurde unter anderem in einer an der Harvard-Universität durchgeführten Studie[3] untersucht.

Bei dieser sogenannten „Nurses Health Study“ nahmen mehr als 72.000 Krankenschwestern im Alter zwischen 38 und 63 über zehn Jahre lang täglich Vitamin K zu sich. Bei der Testgruppe mit der höheren Dosis (mehr als 109 Mikrogramm pro Tag) verringerte sich das Risiko einer Hüftgelenkfraktur um 30 Prozent.
Kleinere Untersuchungen der vergangenen Jahre verdeutlichten die Relevanz von Vitamin K für die Gesundheit der Knochen.
Im Vordergrund der Forschung stand hier die Auswirkung des Stoffs auf den Körper postmenopausaler Frauen. Ein Vergleich dieser Studien[4] lässt einen Zusammenhang zwischen einer täglichen Vitamin K-Aufnahme und einer sinkenden Anzahl an Knochenfrakturen bei älteren Personen erkennen. In welchem Maße dies Osteoporose vorbeugen kann, wird aktuell noch weiter erforscht.
Vitamin K und das Herz-Kreislauf-System: Eine ausreichende Vitamin K-Zufuhr kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mindern. Dies wurde im Rahmen der Rotterdam-Herz-Studie[5] an 4.800 älteren Personen über einen Zeitraum von zehn Jahren bestätigt. Durch die regelmäßige, erhöhte Zufuhr der K2-Variante des Vitamins sank die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 41 Prozent. Das Risiko einer Gefäßverkalkung verringerte sich bei den Testpersonen um 50 Prozent.
Als Erklärung verweisen die Forscher auf den Zusammenhang zwischen Vitamin K und dem Matrix-Gla-Protein[6]. Letzteres bindet überschüssiges Calcium im Körper und mindert somit die Verkalkung von Gewebe und Arterien. Vitamin K begünstigt die körpereigene Produktion des verkalkungshemmenden Matrix-Gla-Proteins.
Mit dieser Funktion könnte Vitamin K für Menschen mit Diabetes von Vorteil sein. Durch die Erkrankung ist ihr Risiko für eine Gefäßverkalkung erhöht. Eine regelmäßige Vitamin K2-Zufuhr in ausreichender Menge könnte dieses Risiko senken, so lassen erste Studien vermuten.[7]
Was ist MK7 und wie hängt es mit Vitamin K zusammen?
MK7 ist die Bezeichnung für eine Form von Vitamin K2. Das Kürzel „MK“ steht für Menachinon – dies ist die wissenschaftliche Bezeichnung dieser Stoffgruppe. Die Ziffer verweist auf die Länge der Isoprenoid-Kette, nach der die K2-Formen unterschieden werden.
Zu den gängigsten Formen gehören:
• MK4
• MK7 all-trans
• MK7 cis
• MK9
MK9 ist noch unzureichend erforscht und MK4 weist eine geringe Bioverfügbarkeit auf. Das bedeutet: Es fällt dem Körper schwer, es zu resorbieren.
MK7 gilt als aktivste Form der K2-Varianten und kommt entsprechend häufig bei Studien zum Einsatz. Eine weitere Differenzierung erfolgt bei MK7 durch die cis- und die trans-Form. Sie ähneln sich chemisch, sind aber unterschiedlich aufgebaut. MK7 cis kann aufgrund seiner geometrischen Struktur nicht an die Enzyme andocken, die für körpereigene Prozesse relevant sind. Anders ist dies bei MK7 all-trans. In dieser Form kann der menschliche Körper es besonders gut aufnehmen und verwerten.[8]
Wie hoch ist der Tagesbedarf an Vitamin K?
Für Erwachsene empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine tägliche Zufuhr von 60 Mikrogramm für Frauen und 70 Mikrogrammg für Männer[9]. Eine Empfehlung zur Höchstmenge gibt es nicht, da nach bisherigem Stand keine Überdosierungserscheinungen bei Erwachsenen bekannt sind.
Ab dem 51. Lebensalter rät die DGE zu einer Aufnahmemenge von 65 Mikrogramm für Frauen und 80 Mikrogramm für Männer. Hintergrund ist die Veränderung der körpereigenen Prozesse im Verlauf des Lebens. Mit zunehmendem Alter nimmt die Leistungsfähigkeit des Verdauungstrakts ab, was die Aufnahme von Vitamin K mindern kann. Zur Risikogruppe für einen Mangel zählen Personen mit bestimmten Erkrankungen.
In diesen Fällen hat der Körper einen erhöhten Bedarf an Vitamin K:
• bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen
• bei chronischen Lebererkrankungen und starkem Alkoholkonsum
• bei bestimmten Stoffwechselstörungen
• bei Einnahme von Medikamenten mit Wirkung auf die Darmflora

Die vorgenannten Umstände können die Vitamin K-Aufnahme sowie dessen Verwertung negativ beeinflussen. Ob und in welchem Maße die Zufuhr in diesen Fällen erhöht werden sollte, ist im Einzelfall durch einen Arzt zu klären.
Wichtig: Wer blutverdünnende Medikamente (beispielsweise Marcumar) einnimmt, sollte diese nicht ohne ärztlichen Rat mit Vitamin K kombinieren. Durch seinen Einfluss auf die Blutgerinnung kann der Vitalstoff die Wirkung bestimmter Gerinnungshemmer schmälern.
In welchen Lebensmitteln ist Vitamin K vorhanden?
Vitamin K1 kommt in grünen Algen, grünem Gemüse und einigen Kräutern vor. Mit durchschnittlich 817 Mikrogramm pro 100 Gramm weist Grünkohl die höchste Konzentration auf, gefolgt von Broccoli, Spinat und Schnittlauch.[10] Der Vitamingehalt schwankt in diesen Lebensmitteln saisonal und ist daher als Schätzwert zu verstehen. Kürbiskernöl und einige andere Pflanzenöle enthalten ebenfalls Vitamin K1.
Das Vitamin ist hitzebeständig, reagiert allerdings empfindlich auf UV-Strahlung. Eine längere Lagerung offener Lebensmittel kann die enthaltene Konzentration schmälern. Darüber hinaus ist die geringe Bioverfügbarkeit von Vitamin K1 zu beachten. In dieser Form kann der Körper den Stoff nur teilweise aus den pflanzlichen Lebensmitteln entnehmen und verwerten.
Vitamin K2 wird durch Bakterien gebildet und findet sich vorzugsweise in tierischen Lebensmitteln wie Rinderleber, Hühnerleber, Milch und Eier. Es kommt zudem in Joghurt, Kefir und bestimmten Käsesorten vor – allerdings in veränderlichen Anteilen. Für vegan lebende Menschen kommen diese Produkte tierischen Ursprungs nicht infrage, sodass eine Supplementation sinnvoll sein kann. Alternativ sind Sauerkraut, das Sojaprodukt Natto und andere fermentierte Lebensmittel geeignete Quellen für Vitamin K2.
Quellen:
[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15771560/
[2] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32219282/
[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9925126/
[4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36033779/
[5] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15514282/
[6] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7726120/
[7] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29196151/
[8] https://link.springer.com/article/10.1007/s00253-020-10409-1
[9] https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-k/?L=0
[10] https://www.herzstiftung.de/system/files/2020-05/Vitamin-K-in-Gemuese.pdf
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